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4.2 Präsentation

4.2.1 Übersicht

In der Freihandbibliothek­sowohl in der dreigeteilten als auch in der fraktalen­wird der Bestand nach einer Systematik aufgestellt. Dem Benutzer wird damit eine erste Orientierung zu einem Thema ermöglicht und er kann sich zu einem Browsing-Effekt verführen lassen. In einem Sachgebiet kann er ausgehend von Büchern mit allgemeinen Inhalten verschiedene Gruppierungen mit speziellen Inhalten des Sach- oder Themengebietes finden.

Das Konzept der fraktalen Bibliothek hat zu vielen Anregungenverholfen, diese überlieferte Aufstellordnung zu durchbrechen. Auch die Pestalozzi-Bibliothek entwickelt das Konzept der dreigeteilten Bibliothek in diese Richtung weiter, ohne jedoch ihre Organisation und die Arbeitsabläufe gänzlich auf das fraktale Prinzip umzustellen.

Dem mit der Bücherwelt wenig vertrauten Besucher kann mit Hilfe des Konzeptes der fraktalen Bibliothek der Zugang in eine Thematik wesentlich erleichtert werden. Was in der dreigeteilten Bibliothek ausser Betracht fiel, wird endlich annehmbar: die Aufstellung verschiedener Medientypen in einem Themenbereich. Bildungsferne Personen können nun als Einstieg etwa Autorencomics finden. Gerade Bildungsinhalte wie Goethes Schriften sind ohne Bildungshintergrund, schwierig zu vermitteln, hier können die zwei GoetheComics wertvolle Einstiegshilfe bieten, zeichnen sie doch einen historischen und werkbezogenen Rahmen. Auch gesellschaftspolitische Themen sind so für eigentliche Nichtleser oder Wenigleser zugänglich. Sie verhelfen zu bildlichen Vorstellungen und vermitteln ein Minimum an Zusammenhängen und nötigem Vorwissen. Sie stellen eine erste Verbindung her, ohne zu überfordern, und sind gerade deshalb auch für bildungsschwache Personen geeignet.

4.2.2 Raumorientierung und Möblierung

Die vollständige Umsetzung des Konzeptes der fraktalen Bibliothek, die auch bibliotheksfremde Merkmalselemente zur thematischen Hervorhebung eines Kabinetts erlauben, setzt grosszügige Raumverhältnisse voraus, die oft nicht gegeben sind. Bücherregale sehen sich nun einmal schon aus wenigen Metern Distanz ähnlich und dem Besucher präsentieren sie sich bald als Bücherwände.

Hier kann eine ungleichmässige und nichtsystematische Aufstellung der Regale zu einer besseren Orientierung und Unterscheidung im Raum verhelfen. Kojenbildende Regale bilden Abgrenzungen und erleichtern, die verschiedenen Sachgruppen zu unterscheiden. Der Suchweg kann ebenfalls zur Orientierung dienen. Zu vermeiden sind allzu lange geradlinige Suchwege. Die Regale dürfen sich ruhig auch ein bisschen in den Weg stellen, wie man sich das von den Warenhäusern her schon gewohnt ist.

Der Ausleihschalter soll so angelegt werden, dass sich die Bibliothek und der Eingangsbereich gut überblicken lassen. Diese Anlage ist zwar funktionalistisch und bibliotheksgerecht, ähnelt aber auch an überwachende Einrichtungen mit einem panoptischen Zentrum. Der zentrale Ausleihschalter, der sich zudem am Hauptzirkulationsweg befindet, kann auch für die Bibliotheksmitarbeiter belastend sein, weil man andauernd Kundenkontakt in Form eines Begrüssungsrituals herstellen muss, wo eigentlich kein weiterer Kontakt entsteht. Kundenkontakte sind vor allem bei einer unterschiedlichen Kundschaft anstrengend, während man sich bei einer ähnlichen Kundengruppe­etwa Studenten­viel eher auf die Personen einstellen kann.

Die OrellFüssli Buchhandlung an der Bahnhofstrasse in Zürich hat ihren Verkaufsschalter so geschickt neben den Eingang gestellt, dass man ihn beim Hereintreten übersieht, beim Heraustreten aus dem Geschäft jedoch nicht übersehen kann.